Freitag, 22. Januar 2010

Jambo! Safari!

Mancher älterer Hase unter den Zockern, der auch ab und an den Spielhallen einen Besuch abstattete, wird sich vielleicht noch an das Arcade-Original erinnern, welches nun in abgewandelter Form als „Jambo! Safari – Die Wildhüter“ die Händlerregale ziert. Wir wollen zwar nicht unhöflich sein, die leuchtend glänzenden Augen derjenigen müssen wir aber enttäuschen: Die neue Wii-Formel spricht weniger die Freaks an, als Kids mit einem Herz für Tiere. Und selbst in dieser Form als Umweltpaket macht der Titel noch so einiges falsch! Wir berichten aus den Tiefen Afrikas und sorgen für Aufklärung!

Jambo! Safari - Review - Test
Jambo! SafariIrgendwo im nirgendwo Afrikas wird eine aufregende Stelle als Tierhüter und -retter frei – ja das ist doch genau das Richtige für die jungen Kids und jung gebliebenen Eltern, die sich gerne um mehr oder weniger gefährliche Fellknäuels, jede Menge Federvieh und Dickhäuter kümmern möchten. In zahlreichen Missionen begegnet man exotische Tiere und muss sich um deren Leiden kümmern, dabei das weitläufige Terrain rund um eine florierende Ranch erkunden die vor allem die Natur in vollen Zügen genießen! So zumindest die Theorie, welche klingt wie eine Werbebroschüre. Die Praxis dagegen ist leider ziemlich ernüchternd und zeigt gravierende Mängel, die in der Realität sicherlich ganze Herscharren an Tierschützer auf den Plan rufen würden.

Werde ein Safari-Park Ranger

Jambo! Safari - Review - Test
Jambo! SafariDie Basis ist relativ zentral gelegen und wird von insgesamt neun unterschiedlichen, spielerisch durchaus auch sehr weitläufigen Gebieten umrundet. Das Embamba-Flachland beherbergt gefährliche Raubkatzen, aber auch Vogelvieh und andere Tiere. Weiter breitet sich das Einflussgebiet auf die Jangwa-Steppe und den Shetani-Fluss aus, wo sich dann auch Dickhäuter und ähnliches finden. Zu Beginn lässt der alter Herr der Ranch euch aber gar nicht so weit vorrücken, sondern erzieht den Jüngling, wahlweiße aber auch die Rancherin zu einer respektvollen Person, die sich um die Tiere kümmert. Eine wenige Tutorials führen der Aufseher euch in die Gegebenheiten der neuen bescheidenen Behausung ein. Die Werkstatt beherbergt die lizenzierten Land Rover Fahrzeuge, das Quartier dient den freudigen Wii-Usern als Umkleide und Bad für das Styling der Haare, sowie um alle Erfolge in Form von Auszeichnungen, Pokalen und Pins anzuschauen. Im Gehege wiederum befinden sich eingefangene Tiere, die behandelt, gepflegt und sogar benannt werden können.

Jambo! Safari - Review - Test
Jambo! SafariNicht gerade umweltfreundlich bewegt man sich innerhalb der Ranch mit seinem Rover hin und her, anstatt die extrem kurzen Wege körperlich wohltuend zu Fuß hinter sich zu bringen. Die Entwickler haben es sich erspart, der Spielfigur derartige Bewegungsanimationen zu verpassen, denn hauptsächlich werdet ihr euer virtuelles Ebenbild hinterm Steuer sitzen sehen – klasse! Der Zwang, ohne Pause im Fahrersitz zu verbringen, birgt auch steuerungstechnische Probleme. Die Handhabe des Boliden wirkt daher ziemlich abgedroschen, damit auch kleinere Lücken in Dörfer und an Tankstellen anvisiert werden können und prallt man gegen irgendwelche Felswände, Pfeiler oder gar Bäume, staunt man nicht schlecht über die doch sehr verwunderliche Kollisionsabfrage.

Umweltschutz? Ja von wegen!

Jambo! Safari - Review - Test
Jambo! SafariLetzteres sorgt auch in der freien Natur zu seltsamen Situationen, wenn zum Beispiel ein Vierbeiner im vollen Lauf frontal mit dem Kühlergrill des Rover erwischt wird. Das Tier scheint unbeeindruckt und flüchtet ohne mit der Wimper zu zucken. Das eigene Fahrzeug wird kurz mit einem ohrenbetäubenden Knall abgebremst, trägt hinterher aber ebenfalls keinerlei Schaden. Dem nicht genug, prescht man stets mit Vollgas durch die Prärie, ohne Rücksicht auf Verluste und vor allem aus Sicht von Umweltschützern ohne Rücksicht auf die Flora und Fauna. Egal, ob man nun durch Büsche heizt und somit theoretisch das wenige noch vorhandene Gestrüpp regelrecht niedermäht oder einer kaum ersichtlichen Matschstraße folgt, das Gaspedal wird grundsätzlich durchgedrückt. Grund ist mitunter auch die tickende Uhr, welche euch ein oftmals hartes Zeitlimit für die Missionen setzt und somit zur Hatz und mit dicker Bereifung sowie dadurch auffliegenden Matsch die Zerstörung der Natur antreibt – zwar nicht ganz sichtlich, aber zumindest gedanklich!

Jambo! Safari - Review - Test

Jambo! SafariDas „Herz für Tiere“ ist daher nur ein Deckmantel für ein sehr arcade-lastiges Gameplay, bei den es zahlreiche Missionen zu bewältigen gilt. Ihr geht auf Fotosafari, müsst den Müll einsammeln und manche Leute vor wilden Raubtieren retten. Oftmals gilt es zu Forschungszwecken oder zur Pflege auch ganze Rudel an Artgenossen einzufangen. Auch hier werden Naturliebhaber eher den Kopf schütteln, anstatt Freude verspüren. Sobald die Jagd auf die Tiere eröffnet ist, hetzt man den armen Viechern mit dem Rover hinterher, bis diese vor lauter Anstrengung fast schon von selber schlapp machen. Dann wird die Wii-Remote geschwungen, das Lasso geworfen und das Tier mit einem kräftigen Ruck dem Fahrzeug näher gebracht. Danach nur noch das Netz werfen, und schon kann man das Tier zur Ranch bringen und dort – wenn es sein muss – in kleinen und eher mäßig spaßigen Minispielen wieder gesund pflegen sowie streichen. Leider ist die Handhabe sehr schwammig und es grenz vielmehr an Glück als Können, um die wilden Bewohner Afrikas auch tatsächlich einfangen zu können! Schützenhilfe kann ein zweiter Spieler leisten, welcher mit der Wii-Remote das Tier fängt, während der Hauptspieler das Fahrzeug steuert. Die Minispiele außerhalb des Hauptspiels können gar zu viert gezockt werden, sorgen aber nur bedingt für Kurzweil.


Jambo! Safari - Review - Test

Jambo! SafariDie Missionen selber werden wie in einem Open-World Spiel je nach Lust und Laune angenommen. Helle Strahlen am Horizont weißen darauf hin, dass es in der Steppe was zu tun gibt. Sprich, man heizt zum gegebenen Punkt, hält ein kurzes Plauschchen und macht sich alsdann an die actionreiche Aufgabe. Der Umfang ist grundsolide und sorgt dank zahlreicher Erfolge und Auszeichnung durchaus für lang anhaltenden Spielspaß. Bis man alle neun Gebiete bereisen darf, die Heißluftballonfahrt hinter sich gebracht hat und zum angesehenen Rancher bzw. zur angesehenen Rancherin aufsteigt, vergehen etliche Stunden in einem technisch aber leider sehr trostlosen Ambiente. Die Grafik kann nicht ganz überzeugen. Viel zu wenig und meist nur schwammige Details, schwach animierte Tiere und eine Hintergrundmusik mit Widerholungsgarantie sorgen nicht gerade für Urlaubsstimmung. Genau wie im spielerischen Bereich hätte sich der Entwickler durchaus mehr ins Zeug legen müssen, um diesen Titel zwar nicht bei den Arcade-Freaks, aber Tierliebhabern ansprechend herüber bringen zu können.

Gamezone Fazit:
Schade, wirklich sehr schade! Die Basis, wenn auch bezogen auf das Original verfremdet, bietet grundsätzlich massig Konsistenz, um ein wirklich liebevolles Abenteuer für Tierliebhaber auf die Beine stellen zu können. Stattdessen macht der Titel mit seiner müden Technik sowie einem überheizten Gameplay die ganze Geschichte nahezu kaputt. Man prescht wild durch die Gegend, hetzt die Viecher und kann nach getaner „Zerstörungsarbeit“ wiederum dank Streichelzoo und Tierpflege den Schützlingen etwas gutes tun. Wirklich kontinuierlicher Spielspaß kam im Verlaufe der Karriere aber kaum auf! Die Kids werden, auch dank des humanen Schwierigkeitsgrades, dennoch Gefallen daran finden, allen anderen muss man aber von „Jambo! Safari“ abraten.

Quelle
http://www.gamezone.de/reviews_detail.asp?gameid=28458

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